17.11.2020

Sparringspartner für Start-ups: Auf den Fokus kommt es an

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Weitermachen, durchhalten, dranbleiben: Start­ups sind darin bestens geübt - zwangsläufig. Denn der permanente Druck zu Innovation und digitalen Lösungen ist für junge Unternehmen gelebter Alltag. ,,Viele hangeln sich von einer Finanzierungsrunde zur anderen, um den nächs­ten Schritt gehen zu können", weiß Christoph Haß von der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC. Vielen Start-ups haben aber genau diese Tugenden geholfen, um die Corona-Krise zu meis­tern und sogar weiter zu wachsen.

Christoph Haß hat Ende 2018 die Online-Plattform „work*space" mitgegründet und treibt bei PwC als Teil der bundesweiten Start-up-lnitiative Next Level seit dreieinhalb Jahren das T hema Start-ups voran. Er weiß also, was Gründerinnen und Gründer brauchen und welche Hürden sie überwinden müssen. „Ich sehe mich dabei vor allem als Sparringspartner und Bindeglied zwischen Start-ups, etablierten Unternehmen und Investoren", sagt Haß, der als Co-Lead Start-up Services & Scaleup Driver eine besondere Rolle bei PwC in Hamburg und deutschlandweit einnimmt. Der richtige Fokus und Durchhaltevermögen sind für ihn die entscheidenden Erfolgsfaktoren: ,,Dabei kommt es darauf an, dass sich das Gründerteam auf das Wesentliche konzentriert und einen klaren Schwerpunkt setzt. Denn ein Tag hat nur 24 Stunden und davon wird niemand 23 Stunden arbeiten können."

Das kann auch bedeuten, dass ein junges Unternehmen eine völlig neue Geschäftsidee entwickeln muss, um weiter existieren oder sogar wachsen zu können. Beispiel dafür: ein Hamburger Start-up aus der Luftfahrtbranche. Vor der Corona-Krise hatte es eine vermeintlich zukunftssichere Geschäftsidee, doch als die Pandemie dann die Luftfahrt mit voller Wucht erwischte, waren Agilität, Flexibilität und Schnelligkeit gefragt. Das Gründerteam reagierte und legte eine 180-Grad-Wende hin. Mittlerweile konzentriert sich das Start-up auf den Bereich Smart Home und Innenbeleuchtung.

Tatkräftige Unterstützung bei der Neuausrichtung erhielt das Start-up auch von Christoph Haß, der die enorme Flexibilität und die starke Fokussierung des Gründerteams besonders bemerkenswert findet: ,,Das war schon krass, innerhalb von ein paar Wochen einen kompletten Switch im Geschäftsmodell hinzukriegen und einen neuen Business Case zu rechnen." Dieses Beispiel zeigt aber auch, was möglich ist, wenn 
ein junges Unternehmen agil arbeitet und auf veränderte Anforderungen des Marktes reagiert. 

Doch sind Start-ups nun krisenfester als etablierte Unterneh­men, weil sie permanent neu denken, weitermachen und dranbleiben? Christoph Haß muss nicht lange überlegen und antwortet diplomatisch: ,,Jein." Zwar hätten die Start-ups aus dem Bereich Digital Health, New Work und Videospiele stark von der Krise profitiert. Anderen Start-ups, zum Beispiel aus der Reisebranche, sei in der Krise dagegen das komplette Geschäftsfeld weggebrochen. Umso wichtiger ist es, dass schnell die richtigen Entscheidungen getroffen werden. So wie beim Ham­burger Start-up Join my Trip, einer Plattform zur Vermittlung von Reisepartnern. Dort hat CEO Dr. Niels Mueller-Wickop den Fokus auf die Produktion von hochwertigem Content gesetzt und konnte da­durch erfreuliche Wachstumszahlen vermelden.

Es sind genau diese Erfolgsgeschichten, die span­nenden Gründertypen und die verschiedensten Geschäftsmodelle, warum Christoph Haß sagt: ,,Ich liebe meinen Job, auch wenn ich bei der Beratung von Start-ups selbst viel Ausdauer brauche." Dabei kommt es für ihn immer stark auf die Gründerper­sönlichkeiten an. Und darauf, wie strukturiert ein junges Unternehmen arbeitet, wie Projekte geplant und wie hektisch Entscheidungen getroffen werden. 

Mit der Start-up-Beratung hat sich PwC vor wenigen Jahren ein neues Geschäftsfeld aufgebaut, das - analog zu vielen Start-ups aus dem eigenen Port­folio - wächst. ,,Wir mussten dabei auch ganz neue Wege gehen und haben mit der Software eVa/uation eine digitale Unternehmensbewertung entwickelt, um den speziellen Anforderungen von Start-ups ge­recht zu werden", erklärt Christoph Haß. Auf dieser Grundlage baut ein spezialisiertes Team das Start­-up-Ökosystem bei PwC immer weiter aus, hat mitt­lerweile deutschlandweite Scale-Programme zur Förderung von Start-ups aufgesetzt. ,,Wir können den Unternehmen dadurch Feedback geben, sie herausfordern und sie für den Blick des Investors sensibilisieren." Denn Sparring hilft den Start-ups mehr als eine klassische Unternehmensberatung. 

Christoph Haß schafft mit seinen Kolleginnen und Kollegen Ökosysteme, in denen sich junge Gründe­rinnen und Gründer, etablierte Unternehmen und potenzielle Investoren auf den gemeinsamen „way to win" fokussieren und füreinander Mehrwerte schaffen. Eine Aufgabe, die viel Durchhaltevermögen und starke Nerven erfordert, die aber überaus spannend ist und ausgezeichnete Erfolgsaussichten bietet. ,,Das Schöne ist, dass das immer wieder aufs Neue funktioniert. Man muss nur dranbleiben und durchhalten."

Das PwC Scale-Programm

ist ein zehnwöchiges Programm für wachstums­starke B2B-Start-ups, die das nächste Level erreichen wollen. In Masterclasses machen Experten junge Unternehmen fit für heutige und zukünftige Herausforderungen. Darüber hinaus werden Start-ups mit den Entscheidungsträgern des PwC-Netzwerkes verknüpft. Voraussetzung für die Teilnahme am Scale-Programm ist ein umsatzgenerierendes, am Markt platziertes B2B-Produkt. Als lnvest zahlt das Start-up ein festes Honorar, behält dafür aber alle Unterneh­mensanteile.