19.01.2021

Übersee-Club: Aussichten 2021 erstmals als Online-Event

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Wenn der traditionsreiche Übersee-Club zu seiner Jahresauftaktveranstaltung „Aussichten“ einlädt, platzt der große Festsaal des Hamburger Hotels Atlantic erfahrungsgemäß aus allen Nähten. In diesem Jahr gab es kein Gedränge, denn Corona zwang die Organisatoren dazu, ihre beliebte Veranstaltung „Aussichten“ als reines Online-Event stattfinden zu lassen. Der Qualität tat das überhaupt keinen Abbruch. Denn die Experten aus acht Branchen zogen wortgewandt Bilanz unter das abgelaufene Pandemie-Jahr 2020 und teilten ihre Aussichten für die kommenden zwölf Monate.

Zu Beginn begrüßte Übersee-Club-Präsident Michael Behrendt die Gäste und wünschte allen auf virtuellem Weg ein frohes und vor allem gesundes neues Jahr. In seiner Eröffnungsrede versprühte Behrendt dabei eine angenehme Portion Optimismus: „Die Corona-Krise kann ein Wendepunkt zum Besseren sein. Wir alle hoffen, dass es 2021 nicht so weitergeht wie im vergangenen Jahr. Ich halte es mit Oscar Wilde: Am Ende wird alles gut. Und wenn es nicht gut wird, ist es noch nicht das Ende.“

Als erster Experte gab AGA-Präsident Dr. Hans Fabian Kruse seine Einschätzungen zur Situation im Groß- und Außenhandel ab: „Ökonomisch schafft das Corona-Virus Gewinner und Verlierer und beschleunigt damit den Strukturwandel. Als Gesellschaft müssen wir diesen beschleunigten Strukturwandel aktiv aufgreifen, und die Digitalisierung in allen Bereichen menschengerecht für uns nutzen“, forderte Dr. Kruse.

Anschließend ging Dr. Kruse konkret auf die aktuellen Zahlen seiner Wirtschaftsstufe ein: „Der Außenhandel insgesamt ist im vergangenen Jahr um über 10 Prozent zurückgegangen und der dabei erzielte Überschuss hat sich von 220 auf 180 Milliarden Euro reduziert. Trotzdem ist das ein starkes Ergebnis.“ Dr. Kruse merkte an, dass es etwa 10 Prozent der Unternehmen im Groß- und Außenhandel sehr schlecht gehe und weitere 20 Prozent deutlich von der Corona-Krise betroffen seien. „Dem stehen aber auch über 20 Prozent der Unternehmen gegenüber, denen es sehr gut geht“, so Kruse.

Der AGA-Präsident sprach den Zuhörerinnen und Zuhörern zum Abschluss seiner Rede Mut zu: „Die Corona-Krise wird vorübergehen. Wir sind gegenüber einer Pandemie besser aufgestellt als jede Generation vor uns. Lassen Sie uns auf unseren Stärken aufbauend, die Zukunft gestalten, während COVID-19 uns noch quält.“

In seiner zweiten Rede vor dem Übersee-Club legte Hjalmar Stemmann, Präsident der Handwerkskammer Hamburg, seinen Schwerpunkt auf die Situation im Handwerk. Seine Branche sei im vergangenen Jahr glimpflich davongekommen, im Bau- und Ausbaugewerbe sei die Lage sogar sehr gut. Dennoch: „Fast alle Betriebe werden die Folgen zeitversetzt spüren“, prognostizierte Stemmann. Deshalb sei die Politik gefragt. „Sie muss alles vermeiden, was Arbeitgebern und Arbeitnehmern das Arbeiten schwer macht“. Sorgen bereitet Stemmann aber, dass von den Handwerksbetrieben 2020 aufgrund der Corona-Pandemie etwa 10 Prozent weniger Ausbildungsplätze angeboten wurden: „Ohne gut ausgebildete junge Menschen gibt es keine Zukunft nach oder mit Corona“, sagte Stemmann. Er appellierte deshalb daran, das Jahresmotto der Handwerkskammer „HamburgAndersMachen“ in die Tat umzusetzen. Im Bereich der Digitalisierung sei man aufgrund der Corona-Pandemie bereits auf einem guten Weg. „Die Notwendigkeit Kontakte zu reduzieren hat die Handwerksbranche bereits zum Andersmachen gezwungen. Digitale Formate bei Baubesprechungen oder Kundenberatungen spielen eine immer größere Rolle.“

Matthias Boxberger, Vorstandsvorsitzender des Industrieverbands Hamburg (IVH), schaute ebenfalls mit gemischten Gefühlen auf das vergangene Jahr und ebenso in die Zukunft. Etwa ein Viertel der Industrieunternehmen hätten im vergangenen Jahr einen Aufschwung erlebt, etwa 50 Prozent konnten ihre Produktion unter enormem organisatorischem Aufwand aufrechterhalten und ein weiteres Viertel hat mit rückläufigen Auftragszahlen zu kämpfen – am Standort Hamburg seien vor allem die Zulieferbetriebe für die Luftfahrtbranche betroffen. Trotzdem stellte Boxberger fest: „Die Industrieunternehmen sind die starke Säule dieser Stadt und sich ihrer großen Verantwortung bewusst.“ Boxberger erinnerte in seiner Rede daran, dass die Ertragskraft der Industrie schon 2008 dabei geholfen habe, die Wirtschaftskrise schneller zu überwinden.

Zum Abschluss der etwa einstündigen Online-Veranstaltung machte Haspa-Chef Dr. Harald Vogelsang Mut, denn nach einem guten Börsenjahr 2020 erwartet er, dass es für Anleger auch 2021 weiter bergauf geht: „Wenn Sie die Erwartungen an die Zukunft schon jetzt einkaufen, können Sie Dividende kassieren statt Negativzinsen zu bezahlen.“ Dr. Vogelsang wies aber auch auf die großen Herausforderungen hin, mit denen die Banken und Versicherungen 2021 konfrontiert sind – neben der Digitalisierung und den bereits angesprochenen Negativzinsen sind das vor allem Kreditausfälle, die durch die Corona-Krise in den nächsten Monaten von den Finanzexperten erwartet werden.

Als weitere Gastredner waren außerdem Michael Otremba, Geschäftsführer Hamburg Tourismus GmbH, Gunter Bonz, Präsident des Unternehmensverbandes Hafen Hamburg, Andreas Bartmann, Präsident des Einzelhandelsverbands Nord, sowie Klaus Ebert, Präsident Allgemeiner Hamburger Presseclub e.V, mit dabei.

Im kommenden Jahr steht dann – darauf machte Präsident Michael Behrendt bereits neugierig – ein großes Jubiläum im Kalender des Übersee-Clubs. „Wir wollen unser 100-jähriges Bestehen mit einem ganz besonderen Programm feiern. Die Planungen dafür haben schon begonnen“, verriet Behrendt.

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