AGA-Jahrestagung 2023 im Digital Hub Logistics Hamburg

Zum Auftakt warb AGA-Präsident Dr. Hans Fabian Kruse eindringlich für den Freihandel, um die Wettbewerbsfähigkeit und Resilienz Europas stärken: „Wir haben erlebt, was passiert, wenn wir uns von einem Land abhängig machen. Der Druck im Kessel ist gestiegen. Deshalb müssen wir uns mehr Partner suchen und unsere Lieferketten diversifizieren“, sagte er vor mehr als 150 Gästen und wandte den Blick nach Südamerika. China werde seinen Fußabdruck in Süd- und Lateinamerika durch Handelsabkommen immer weiter vergrößern. „Wenn wir Europäer MERCOSUR verspielen, bleiben wir geoökonomisch in dieser Region auf der Strecke“, warnte Kruse. Die Ampel-Koalition nahm der AGA-Präsident zudem in die Pflicht, ihren Worten Taten folgen zu lassen und ein neues nordatlantisches Freihandelsabkommen mit den USA anzugehen.
Ökonom Prof. Dr. Thomas Straubhaar, Experte für Internationale Beziehungen an der Universität Hamburg, betonte in seiner Keynote, dass das „deutsche Erfolgsmodell der Nachkriegszeit“ ausgedient habe: „Mit billiger Energie aus Russland haben wir Hightech-Produkte hergestellt und sie mit attraktiver Marge nach China verkauft. Und als Trittbrettfahrer haben wir auch noch von einem militärischen Schutzschild profitiert, den primär die USA finanziert haben.“ Diese Zeiten seien vorbei. Zu Zukunft gebe es keine Energie mehr aus Russland, Abhängigkeiten von China solle man vermeiden und die USA seien nicht mehr bereit, für Europas Sicherheit so einseitig so viel zu bezahlen.
Ziel eines neuen „Deutschlandmodells“ müsse die Transformation von einer Überflussgesellschaft zu einer Knappheitsökonomie sein, so Straubhaar. „Mit nationalen Alleingängen funktioniert das aber nicht. Wenn Deutschland im Wettstreit um Macht und Stärke zwischen USA und China nicht als schwacher Außenseiter überrollt werden soll, brauchen wir die Unterstützung europäischer Verbündeter. Nur so können wir unsere Interessen auf dem Parkett der Weltpolitik durchzusetzen.“
Impressionen
Bürokratie, Digitalisierung, Energieversorgung, Außen- und Geopolitik:: Zu einer Tour d'Horizon entwickelte sich der anschließende Podiumstalk. Kruse und Straubhaar diskutierten mit Hamburgs Finanzsenator Dr. Andreas Dressel, der Startup-Gründerin Helen Hagge (HYLI) und der Familienunternehmerin Zoë Andreae (LECARE). Gewohnt charmant und souverän moderierte die Journalistin Jana Werner die Runde.
Trotz aller Herausforderungen blickte Finanzsenator Dr. Andreas Dressel für die norddeutsche Wirtschaft optimistisch auf das Jahr: „Wir sind besser durch Corona gekommen als gedacht. Jetzt es geht darum, Worst-Case-Szenarien in der Energiekrise zu verhindern und aktuelle Herausforderungen wie gestörte Lieferketten und Inflation in den Griff zu bekommen. Trotz unsicherer außenpolitischer Lage gibt es Indikatoren, die uns zeigen: Die norddeutsche Wirtschaft kann den Aufholpfad nach Corona weiter fortsetzen und den Widrigkeiten trotzen.“
War die Jahrestagung nach dem „offiziellen“ Teil vorbei? Natürlich nicht. Auf 300 Quadratmetern Eventfläche waren die Gäste im Digital Hub Logistics – einem ehemaligen Speicher in Hamburgs historischer Speicherstadt – eingeladen, zu snacken und zu schnacken. Besonders beliebt als „Treffpunkt“: die bulb Bar. Hier versorgte das Team der AGA Startup-Marke die Gäste mit kühlen Drinks.
Für die Unterstützung der AGA-Jahrestagung 2023 danken wir:

Fotos: Ulrich Perrey / Christian Ströder