07.05.2025

Bericht: Dialogforum Sicherheit & Resilienz

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Die sich wandelnde geopolitische Lage erhöht die Risiken für Unternehmen spürbar. Beim Dialogforum „Sicherheit & Resilienz“ am 6. Mai 2025 in der Handelskammer Hamburg erhielten Unternehmerinnen und Unternehmer ein kompaktes Sicherheitsbriefing – unter anderem durch eine Keynote von Konteradmiral Ralf Kuchler, Kommandeur der Führungsakademie der Bundeswehr.

Zur Eröffnung sagte Dr. Malte Heyne, Hauptgeschäftsführer der Handelskammer Hamburg: „Ihr zahlreiches Kommen – und das ist wirklich eindrucksvoll – zeigt: Sie haben erkannt, dass wir es hier mit einer neuen Realität zu tun haben, der wir uns stellen müssen.“ Diese Realität sei geprägt von Unsicherheit, Bedrohung und der Notwendigkeit, unternehmerische Widerstandskraft zu entfalten.

Heyne machte deutlich, dass die globalen Herausforderungen auch in Hamburg spürbar seien. Die geopolitischen Spannungen weltweit und der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine bedrohten nicht nur die Stabilität in Europa, sondern auch ganz konkret die wirtschaftliche Sicherheit hier in Hamburg.

Die hybride Bedrohungslage – irgendwo zwischen Krieg und Frieden – äußere sich zunehmend in Cyberattacken, Spionage und Sabotage. Auch die Handelskammer selbst sei Ziel eines schweren Cyberangriffs gewesen. Heyne rief dazu auf, bestehende Sicherheitslücken zu schließen und sich besser zu wappnen: „Unser Appell ist: Schützen Sie Ihre Daten eigenverantwortlich. Investieren Sie in Ihre Innovationskraft, Ihre Wettbewerbsfähigkeit und eben Sicherheit. Schützen Sie damit auch die Resilienz und Sicherheit des Standortes.“

Das Forum solle nicht nur informieren, sondern auch ein Umdenken anstoßen. Ziel sei es, Unternehmen jeder Größe zu sensibilisieren – denn Resilienz beginne mit Bewusstsein. Dazu gehöre, sich frühzeitig mit den richtigen Fragen auseinanderzusetzen: „Welche Systeme in meinem Unternehmen sind kritisch? Weiß ich, wer in meinem Unternehmen ein- und ausgeht? Wie halte ich den Betrieb bei einem IT-Ausfall aufrecht? Gibt es Notfallpläne? Und was passiert mit meinen Lieferketten?“

Konteradmiral Ralf Kuchler, Kommandeur der Führungsakademie der Bundeswehr, legte im Anschluss dar, welche Rolle die Wirtschaft in der gesamtgesellschaftlichen Sicherheitsvorsorge spielt. Im Mittelpunkt seiner Keynote stand der „Operationsplan Deutschland“, ein ressortübergreifendes Planungsinstrument zur Verteidigung und gesamtstaatlichen Resilienz.

Besonders die Wirtschaft rief Kuchler zur Mitwirkung auf. Der militärische Plan bilde die Grundlage der Gesamtverteidigung – und diese sei nur durch ein „enges Zusammenwirken aller relevanten militärischen und zivilen Akteure“ möglich. Er betonte, dass zivilgewerbliche und zivilhoheitliche Unterstützung eine zentrale Rolle spielt. Der überwiegende Teil der sogenannten Enabler – also logistische und unterstützende Kräfte – sei bereits in Bündnisverpflichtungen gebunden. Deshalb könnten militärische Aufgaben nur durch eine „signifikante Abstützung auf zivilgewerbliche Leistungen“ umgesetzt werden. Das betreffe vor allem Bereiche wie Transport, Energie, Gesundheit und Ernährung – Sektoren, in denen Unternehmen essenzielle Leistungen erbringen. Zusätzlich verwies Kuchler auf das neue Host Nation Support-Konzept der NATO, das Deutschland künftig verpflichtet, Unterstützungsleistungen beim Transit und Aufenthalt verbündeter Streitkräfte verbindlich bereitzustellen. Daraus ergibt sich eine klare Erwartung an die Wirtschaft: Ihre Mitwirkung ist nicht optional, sondern notwendig, um den Kernauftrag der Landes- und Bündnisverteidigung erfüllen zu können.

Auch durch die Reform der Reserve und die Wiedereinführung eines Wehrdienstmodells nach schwedischem Vorbild kommen neue Anforderungen auf Arbeitgeber zu. Der bisherige Grundsatz der doppelten Freiwilligkeit – also Zustimmung von Reservist, Arbeitgeber und Bundeswehr – steht laut Kuchler zur Disposition. Im Verteidigungsministerium werde derzeit geprüft, eine verpflichtende Heranziehung auch im Grundbetrieb zu ermöglichen.

Die Reserve soll zukünftig nicht nur im Spannungs- oder Verteidigungsfall aktiviert werden, sondern bereits im Frieden in geschlossenen Formationen ausgebildet und eingesetzt werden. Unternehmen müssen sich damit auf eine häufigere Abwesenheit von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern einstellen, die beordert werden oder Wehrdienst leisten.

Zugleich unterstrich Konteradmiral Kuchler die positive Resonanz aus der Wirtschaft: Wo er den Operationsplan Deutschland vorgestellt habe, begegne man dem Vorhaben mit enormem Interesse und „überhaupt keiner Ablehnung“. Teils werde sogar eingefordert, dass „noch sehr viel deutlicher artikuliert wird, was eigentlich von den Unternehmen, von der Zivilgesellschaft erwartet wird.“

Im Fokus steht laut Kuchler auch die hybride Bedrohung – insbesondere für eine Wirtschaftsmetropole wie Hamburg. Angriffe auf kritische Infrastruktur, Cyberattacken und Desinformation bedrohten gezielt die Wirtschaft. Entsprechend sei es essenziell, dass „ein gemeinsames Mindset und ein Verständnis für den Kernauftrag“ in allen Sektoren – auch in der Wirtschaft – entstehe.

Mehr zur Veranstaltung lesen Sie in der Berichterstattung der WELT.

Foto: Kati Jurischka / Handelskammer

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Christian Ströder
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