16.11.2020

Etablierte Unternehmen und Start-ups: Eine Traumkombination

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Was kann der Mittelstand von Start-ups lernen? „Eine ganze Menge", sagt Henning Fehrmann, CEO der Fehrmann Tech Group sowie Regionalvorsit­zender der Metropolregion Hamburg des Verbandes DIE FAMILIENUNTERNEHMER. Aber das Gleiche gilt natürlich auch umgekehrt. Das bestätigt Natalia Tomiyama, Gründerin des Hamburger Start-ups Nüwiel. Die Synergien zwischen etablierten und jungen Unternehmen sind größer als die Gegenpole, deshalb nutzen Henning Fehrmann und Natalia Tomiyama regelmäßig die Möglichkeit zum Erfah­rungsaustausch - für alle Seiten ein echter Mehrwert.

Zusammengefunden haben Henning Fehrmann und Natalia Tomiyama über ein Mentoring-Programm des Hamburger Regionalverbandes von DIE FAMILIENUNTERNEHMER und der privaten Initiative Hamburg Start-ups. ,,Wir haben die Kunden, das Geld, die Erfahrung und die gesicherten Prozesse. Start-ups haben die digitalen Technologien, die Innovations­kraft, die Netzwerke und die Geschwindigkeit. Das ist eine Traumkombination", findet Henning Fehrmann. 

Er freut sich über jeden, der unternehmerisch tätig ist und sucht gezielt den Austausch mit dem Gründernachwuchs in der Hansestadt. Unter anderem eben mit Nüwiel, deren Erfolgsgeschichte eng mit der Beratung durch Henning Fehrmann verbunden ist. Das Hamburger Start-up entwickelt seit 2016 intelli­gente Fahrrad-Lastenanhänger, die mit einem Elektro­motor ausgestattet sind. ,,Wir können etwas bewegen, Werte kreieren und nachhaltige Produkte entwickeln, die Probleme lösen. Gleich­zeitig schaffen wir dabei auch noch Jobs", erklärt Co-Gründerin Natalia Tomi­yama. Nicht selten sind die zur Verfügung stehenden Mittel für sie und ihr Team sehr bescheiden, der Output ist des­halb umso bemerkenswerter. 

„Start-ups sind hilfreich, heilsam und wichtig. Denn sie haben eine andere Organisationskultur und kön­nen dadurch schnell und disruptiv innovieren", findet Henning Fehrmann. Das sei gerade in der aktuellen Zeit enorm wichtig - und zwar nicht nur im Bereich der Digitalisierung. Schließlich hätten viele etablierte Unternehmen eine lange Phase kontinuierlichen Wachstums hinter sich. Mit Beginn der Corona-Krise waren überall plötzlich Start-up-Mentalität und jede Menge Mut gefragt. Nicht selten mussten sogar neue, digitale Geschäftsmodelle entwickelt werden. ,,Die Corona-Krise war für mich Disruption im Brennglas. Viele Unternehmen sind innerhalb von drei Monaten um drei Jahre nach vorn gesprungen", erklärt Fehr­mann. 

Obwohl Start-ups als agil gelten und unternehme­rische Rückschläge kennen, sind sie keinesfalls vor einer Krise gefeit. ,,Uns hat die Krise getroffen, weil unsere Lieferketten plötzlich nicht mehr funk­tionierten", berichtet Tomiyama. Getreu dem Churchill-Zitat „Never waste a good crisis" wurde bei Nüwiel die freigewordene Zeit im Frühjahr 2020 genutzt, um die „blindspots" zu identifi­zieren, die Produkte zu verbessern oder alter­native Lieferketten aufzubauen. ,,Wir haben alles hinterfragt und überlegt, wie wir unsere Prozesse optimieren können. Deshalb gehen wir in jedem Fall gestärkt aus dieser Krise hervor", sagt Natalia Tomiyama über das arbeitsreiche Frühjahr 2020 und den bislang härtesten Test für sie als Unternehmerin. 

Auch Henning Fehrmann bemüht gern ein Zitat des zweimaligen britischen Premierministers Churchill: ,,Erfolg ist nichts Endgültiges, Misser­folg nichts Fatales: Was zählt, ist der Mut weiter­zumachen." Für ihn steckt in diesen Worten viel Wahres, weil er beides erlebt und gelernt hat, dass es nicht immer nur nach oben geht. Er musste im Zuge der Weltwirtschaftskrise 2008 finanzielle Tiefschläge hinnehmen und existenzielle Bedrohungen meistern. ,,Aber davon darf man sich nicht unterkriegen lassen, wenn man die Überzeugung hat, dass das, was man tut, einen Mehrwert bietet." Fehrmann hat die richtigen Schlüsse gezogen, weitergemacht und verstärkt in Forschung und Entwicklung investiert. Das hilft ihm nun. 

Durchhaltevermögen und Beharrlichkeit - diese Tugen­den brauchen alle Unternehmerinnen und Unter­nehmer. Schließlich dauern Projekte meistens länger als geplant. Und anstrengender, als man denkt, wird es auch. ,,So lange die Überzeugung für das eigene Produkt und das Unternehmen da ist, muss man immer weitermachen und die Stärke haben, gegen den Strom zu schwimmen. Auch wenn ein Orkan kommt. Das zeichnet Unternehmertum aus, das muss jeder durchmachen", sagt Henning Fehrmann. „Denn gerade, wenn es nicht läuft, ist Leadership gefragt."