11.01.2018

Übersee-Club: Aussichten 2018

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Wirtschaftlich ist Deutschland in einer exzellenten Verfassung. Darüber waren sich alle Redner beim traditionellen Jahresauftakt des Übersee-Clubs am 10. Januar 2018 im Hotel Atlantic Kempinski einig. Dennoch, so warnten die Wirtschaftsvertreter, gibt es auch für das Jahr 2018 eine Vielzahl von Herausforderungen, die es zu beachten gilt.

Als erstes trat AGA-Präsident Dr. Hans Fabian Kruse ans Rednerpult, um seine Einschätzung für den Außenhandel 2018 zu geben: „In Deutschland ein Wirtschaftswachstum von vielleicht 2,5 Prozent, und für den Außenhandel erwartet unser Bundesverband ebenfalls 2,5 Prozent. Es geht uns so gut, obwohl der Ölpreis über 60 Dollar/Barrel liegt und 2018 nicht fallen wird, obwohl die Zinsen in den USA und damit auch im internationalen Geschäft wieder steigen, obwohl der Währungskurs Euro-US-Dollar von 1,05 auf 1,20 gefallen ist und ich ihn für 2018 um 1,20 pendeln sehe.“

Gleichzeitig sieht Dr. Kruse die „vielen Unsicherheiten und Herausforderungen und das mediale Dauerfeuer mit dem sie über uns hereinbrechen“: „Krieg in Syrien und im Jemen, Nordkoreas Atomraketen, Brexit, Dieselskandal, ausbleibende Regierungsbildung, Flüchtlingsintegration, Infrastrukturausbau, Europas Zukunft, so viele Krisen und Probleme, wo scheinbar alles schlechter und gefährlicher wird. Unsere Republik badet in einem Gefühl der Unruhe und der Unsicherheit. Ist das die berüchtigte German Angst?“

Zwei große Trends stehen für den AGA-Präsidenten dabei hinter der gesellschaftlichen Verunsicherung: die Digitalisierung und die Globalisierung. „Die Digitalisierung ändert unser Leben weiter mit ungeahnter Geschwindigkeit: im Kinderzimmer, im Wohnzimmer, in der Küche, bei der Bildung, auf der Arbeit und in der Freizeit. Die Globalisierung macht Milliarden anderer Menschen zu direkten Wettbewerbern, zeigt gnadenlos, dass ein ausgebauter Wohlfahrtsstaat nicht mit ungeregelter Zuwanderung funktionieren kann. Doch beide Trends sind nicht „Feuer, das vom Himmel fällt“, sondern neue Rahmenbedingungen mit Risiken und Chancen, auf die wir uns einstellen müssen. Wir brauchen auch in der Politik weniger Skandalisierung und Ausleben von Zeitgeist, was mich viel zu oft an kollektiven Aberglauben erinnert.  Lassen Sie uns jeder an unserem Platz dafür sorgen, dass Behauptungen und Gefühle nicht wichtiger werden als Fakten. Dass wir unseren gesunden Menschenverstand nicht abschalten.“

Nach einem Parforceritt durch alle wichtigen Länder der Erde kam Dr. Kruse zum Fazit: „Die norddeutschen Außenhändler bereiten sich auf jede Situation vor, sie hören zu und suchen Lösungen, die gut für alle Seiten sind. Auch 2018 werden wir die Veränderungen annehmen und adäquat handeln. Deshalb bleibe ich optimistisch.“

Als zweites in den Ring stieg Andreas Bartmann, Vorsitzender des Fachverbandes Hamburger Einzelhandel. Der konnte erneut von einem sehr guten Jahr 2017 berichten, in dem das Umsatzplus bei 3 Prozent lag. „Gerechnet haben wir nur mit 2,5 Prozent. Die Menschen scheinen viel Geld in der Tasche zu haben und das ist gut für den Einzelhandel“, so Bartmann. Für 2018 bleibt er optimistisch: „Es gibt keine Hinweise für einen Einbruch. Wir erwarten ein Umsatzplus von 2,8 Prozent.“

Für das Handwerk äußerte sich Josef Katzer, Präsident der Handwerkskammer. Auch von ihm nur Gutes. „Die Konjunktur läuft seit Jahren immer besser und 2018 wird das aus unserer Sicht auch so weitergehen.“ Aber: „Ist das Handwerk damit auf der Überholspur? Das ist leider nicht so, denn Fachkräfte sind rar und die Wachstumsbremse schlechthin.“ Er gab zu, dass die Nachwuchsgewinnung hätte besser laufen können, denn viele Ausbildungsstellen blieben unbesetzt. „Dabei gibt es so viele Traumberufe im Handwerk zu entdecken.“

In der Industrie in Norddeutschland stehen die Zeichen ebenfalls auf Wachstum. Das berichtete Michael Westhagemann, Vorsitzender des Industrieverbands Hamburg. „Es läuft besser als wir es vorhergesagt haben und das über alle Branchen der Industrie. Alle waren voll gut drauf“, so Westhagemann. Aber auch er sieht als die größte Herausforderung der Personalmangel: „Die Industrie hätte deutlich mehr Aufträge annehmen können.“ Für 2018 ist Westhagemann weiter optimistisch: „Es wird ein gutes Jahr, aber mit deutlichen Veränderungen, die wir aber alle kennen. Wir haben kein Erkenntnisproblem, wir haben ein Umsetzungsproblem.“

Neu in der Runde war Michael Otremba, Geschäftsführer der Hamburg Tourismus GmbH. „2017 hat Hamburg verändert. Die Eröffnung der Elbphilharmonie war ein großer Impuls für Veränderungen in der Stadt. Sie ist nicht nur ein Haus der Kultur, sondern sie erzählt glaubwürdig die Geschichte der Stadt.“ Für 2018 erwartet der Tourismus-Chef ein stabiles und bis 2025 ein starkes Wachstum.

Den Abschluss machte Dr. Harald Vogelsang, Vorstandssprecher der Hamburger Sparkasse. Er betonte, dass für die Bankenwelt 2017 geprägt war durch Negativzinsen und eine überbordende Regulierung. Die Digitalisierung beschäftigt natürlich auch die Finanzbranche: „Wichtig wird es sein, einen klugen Mix aus digitalem Geschäft und stationärer Präsenz zu etablieren.“ 2018 werde davon geprägt sein, dass viel in den Wandel investiert wird: „Aber nicht alles wird gehen.“

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