,,Zuerst war ich froh, dass niemand zu Schaden gekommen ist. Das ist immer die erste Frage. Unsere 280 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dort waren geschockt und wir mussten psychologische Aufbauarbeit leisten", berichtet Reinhold von Eben-Worlee. Den Unternehmer verbindet ein besonderes Verhältnis mit dem Lauenburger Werk, in dem Kunstharze und Additive für Farben und Lacke hergestellt werden. Er hatte es zwischen 1989 und 1993 verantwortlich aufgebaut: ,,Wir hatten Glück im Unglück! Unser Sicherheitskonzept ist aufgegangen, so dass nur der Turm, der nicht mehr zu retten war, abgebrannt ist und keine der Nebenanlagen. Der andere Produktionsbereich im Werk West ist vollständig erhalten geblieben. Aber der Verlust eines Produktionsturmes ist eine starke Einschrän-kung für unseren Chemiesektor."
Resignieren, zurückstecken oder gar aufgeben – das ist für Reinhold von Eben-Worlée keine Option, auch oder gerade in Corona-Zeiten: „Wenn man in fünfter und bald in sechster Generation unternehmerisch tätig ist, dann stellt sich die Frage nach dem Weitermachen nicht originär. Man zieht aus der Vergangenheit das Selbstverständnis, dass es auch in Zukunft einen Weg geben wird. Aber nicht automatisch, sondern man muss alle Arten von Her-ausforderungen annehmen und auch lösen.“ Das ist das Worlée-Credo. So kann das Werk in Lauenburg voraussichtlich auch innerhalb von drei Jahren wieder aufgebaut sein – besser und die Anforderungen an einen innovativen Klimaschutz berücksichtigend.
Wer auf eine Firmengeschichte von fast 170 Jahren zurückblicken kann, für den hat das Wort Ausdauer eine ganz eigene Bedeutung. „Für mich ist Ausdauer mehr Kontinuität. Ausdauer muss in kontinuierliche Geschäftsentwicklung umgesetzt werden. Es muss neben dem Durchhaltevermögen auch die allgemeine Fitness trainiert werden, um die Kraft des Unternehmens zu steigern. Ausdauer ist die Grundvoraussetzung für ein Unternehmen in Familienhand“, so von Eben-Worlée. Auf die Corona-Krise bezogen, heißt das für ihn: „In der Zeit war Kondition natürlich wichtig, die Klippen des Shutdowns gut zu umschiffen und das Geschäft am Laufen zu halten. Betriebe, die in der Krise keine Ausdauer und Kraft beweisen, verschwinden oft schnell vom Markt.“