14.08.2020

Arbeitgeber im Norden sehen Vorteile im Mobilen Arbeiten – Unternehmer lehnen gesetzlichen Zwang für Mobiles Arbeiten ab

Pressemitteilungen | Unternehmen

Die Arbeitswelt hat sich Corona bedingt in den vergangenen Monaten in Norddeutschland deutlich verändert. Büro-Präsenz wurde abgebaut, Mobiles Arbeiten dynamisch ausgebaut. Und auch in Zukunft stehen viele Veränderungen an. Das unterstreicht eine aktuelle Studie des AGA Unternehmensverbandes, der dafür seine 3.500 Mitglieder aus Groß- und Außenhandel sowie unternehmensnahen Dienstleistungen befragt hat.

„Bislang basieren die meisten Einschätzungen zum Mobilen Arbeiten auf den Angaben der Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Unternehmen. Wir haben jetzt ausschließlich die Unternehmerinnen und Unternehmer befragt. Bei kleinen und mittleren Unternehmen zeigt sich, dass Mobiles Arbeiten auf die Mitarbeiterzufriedenheit einzahlt und Familie und Beruf besser zu vereinbaren sind. Viele Unternehmen finden kreative Lösungen, die auf Ihre Arbeitgebermarke einzahlen. Es gibt aber nicht nur Vorteile: Die Führung des Unternehmens wird erschwert, weil Konflikte im Team nicht immer ausreichend geklärt werden können oder Abstimmungsprozesse durch den fehlenden persönlichen Austausch kompliziert werden“, sagt AGA-Hauptgeschäftsführer Volker Tschirch. Hier müssten neue Kompetenzen geschult und gelernt werden. „Im Mittelstand wird außerhalb von Pandemie-Zeiten der persönliche Austausch nicht vollständig digital stattfinden, weil wir in der realen Wirtschaft andere Bedürfnisse haben”, so Tschirch.

Ausgewählte Ergebnisse im Einzelnen
• 80 Prozent der Unternehmen sind überzeugt, dass die Zufriedenheit von Beschäftigten durch Mobiles Arbeiten erhöht wird.
• 80 Prozent sehen Vereinbarkeit von Familie und Beruf durch Mobiles Arbeiten erleichtert.
• 75 Prozent der Unternehmer beobachten einen positiven Digitalisierungsschub durch Mobiles Arbeiten.
• 33 Prozent der Unternehmer sehen eine höhere Effizienz durch Mobiles Arbeiten, 52 Prozent können dies nicht bestätigen.
 
• 96 Prozent der Unternehmer beklagen, dass der persönliche Austausch fehlt.
• 80 Prozent sehen bei Mobilem Arbeiten die Konfliktlösung im Team erschwert.
• 71 Prozent erkennen Abstimmungsschwierigkeiten durch Mobiles Arbeiten.
• 62 Prozent beobachten, dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter durch Familie/Privates abgelenkt werden.
 
Die Zukunft des Arbeitens in Norddeutschland
Die AGA-Umfrage belegt, dass die Arbeitswelt sich in Zukunft vielfältig verändern wird: Ein Drittel der norddeutschen Unternehmen (33 Prozent) möchte das jetzt erreichte Niveau des Mobilen Arbeitens beibehalten, mehr als ein Drittel (35 Prozent) werden aber auf das Vor-Corona-Niveau zurückfahren. „Fast jedes zehnte Unternehmen will die Möglichkeiten für Mobiles Arbeiten sogar erweitern”, berichtet Tschirch. 24 Prozent haben sich noch nicht festgelegt. „Dabei ist die Unternehmensgröße entscheidend dafür, wer mehr Mobiles Arbeiten anbieten kann: So werden kleinere Betriebe bis 25 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern häufiger das Maß an Mobilem Arbeiten auf das Vor-Corona-Niveau zurückfahren – 46 Prozent zu 33 Prozent über alle Betriebsgrößen“, so Volker Tschirch. 

Bei größeren Unternehmen mit mehr als 250 Angestellten sieht es dagegen anders aus: Nur 30 Prozent wollen hier auf das das Maß auf Vor-Corona-Niveau zurückfahren, 37 Prozent beibehalten und sogar 12 Prozent wollen es weiter ausbauen. „Je größer der Betrieb ist, desto stärker können Angebote für Mobile Arbeit langfristig ermöglicht werden“, bilanziert Volker Tschirch.
 
Klare Absage an gesetzlich festgelegtes Recht auf Mobiles Arbeiten
86 Prozent der norddeutschen Unternehmen sprechen sich gegen ein gesetzlich verankertes Recht auf Mobiles Arbeiten aus. „Unsere Warenwelten und Dienstleistungen lassen sich nicht vollständig aus dem Homeoffice bewegen. Paletten im Lager sortieren, der Verkauf am Tresen oder auch eine Physiotherapie im Gesundheitszentrum müssen vor Ort im Unternehmen stattfinden. Nicht jede Tätigkeit ist Homeoffice-fähig. Durch ein Gesetz würde eine Ungleichheit zementiert, die keiner betroffenen Mitarbeiterin oder Mitarbeiter mehr zu vermitteln wäre. Mobiles Arbeiten muss auf einem Konsens von Beschäftigten und Arbeitgeber basieren, damit es wirklich funktioniert. Einen gesetzlichen Zwang und neue Bürokratie lehnen wir ab“, erklärt Volker Tschirch.