10.01.2024

Übersee-Club: Aussichten 2024

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Zu den Jahresauftaktveranstaltungen, die in Hamburg auf keinen Fall fehlen dürfen, gehören die „Aussichten“ des traditionsreichen Übersee-Clubs. Am 9. Januar war es wieder soweit: Fünf Branchenexperten wagten im Hotel Atlantic den Ausblick auf das Jahr. AGA-Präsident Dr. Hans Fabian Kruse vertrat die Außenwirtschaft. Er ging auf die komplexen Herausforderungen und politischen Entwicklungen ein, die Deutschland und die Welt im Jahr 2024 prägen werden.

Klare Kante zeigen

„Weltweit erleben wir eine Zunahme brutaler Machtpolitik, die auch wirtschaftliche Beziehungen auszunutzen versucht. Die Spielregeln der Weltwirtschaft haben sich dramatisch geändert und auch wir Deutschen müssen endlich aufwachen und darauf reagieren“, betonte Kruse zum Auftakt seiner Rede.

Der eiskalten Machtpolitik des russischen Präsidenten Putin müsse man mit klarer Linie und eigener Wehrhaftigkeit begegnen. Einen zukunftsweisenden Frieden für die Ukraine erreiche man nur mit Stärke, nicht durch Appeasement. Auch auf China kam der AGA-Präsident zu sprechen. Unbestritten verfolge Präsident Xi das Ziel, das Reich der Mitte zur stärksten Weltmacht zu machen – und dafür alle Mittel zu nutzen. Kruse verdeutlichte dies anhand der Klimapolitik und Handelspraktiken. Er forderte für Europa „ein realistisches China-Bild, eine klare Strategie und ein angepasstes Verhalten.“

Auf Freihandel setzen

In den USA sieht der AGA-Präsident weiterhin die entscheidende Macht und „die besten Partner, die wir außerhalb Europas haben oder finden können.“ Hans Fabian Kruse sprach sich dafür aus, einen neuen Anlauf für ein transatlantisches Freihandelsabkommen zu nehmen. Und zwar für eines, das nicht mit Ideologie überladen werde.

Der Freihandel sei generell die größte Herausforderung für den europäischen Außenhandel, um nicht länger von einzelnen Ländern abhängig zu sein. Kruse machte deutlich: „Wir müssen den freien Handel mit möglichst vielen Ländern stärken und dafür Freihandelsabkommen nicht weiter überfrachten, sondern endlich abschließen, nicht nur mit dem Mercosur.“

Deutschland in der Pflicht

Er wandte seinen Blick auch zu den europäischen Nachbarn und fand deutliche Worte für die Rolle Deutschlands: „In meinen Augen tun wir Deutschen – insbesondere die Bundesregierung – nicht genug für die Zusammenarbeit in Europa. Deutschland wird weiterhin häufig wahrgenommen als ein Land, das die Glaubenssätze einzelner Koalitionspartner durchboxen will bzw. das mit empfundenen Alleingängen die anderen brüskiert.“

Als Außenhändler versuche er, sich auf Fakten zu konzentrieren, weltweit Informationen zu beschaffen und jede Frage auch durch die Brille der anderen zu betrachten. Deutschland sei ein schönes und reiches Land, aber mit einem Anteil an der Weltbevölkerung von ca. 1 Prozent eben nicht der Nabel der Welt. „Wir müssen und können die Welt nicht als Oberlehrer retten [...]. Aber als Staat sollten wir unsere Interessen vertreten und lieber Qualitätsprodukte statt eigener Ideologien exportieren.“

Kein Produktionsknappheiten zu erwarten

Wie Kruse erläuterte, sorgen kriegerische Auseinandersetzungen – aktuell die Angriffe der Huthis vor dem Jemen – dafür, dass die Seefrachten auf den betroffenen Strecken wieder auf 3.000 USD steigen. „Dennoch werden wir keine Produktknappheiten wie vor zwei Jahren erleben. Steigende Transportkosten, insbesondere auch wegen höherer Vor- und Nachlaufkosten, bleiben jedoch einer der angesprochenen Inflationstreiber“, so der Außenhandelsexperte.

Für 2024 erwartet Kruse eine Inflation um 3 Prozent und 3 bis 4 Prozent Zentralbank-Zinsen. Zwar gebe es viele deflationäre Effekte, aber die Preistreiber lauerten an allen Ecken. Nicht zuletzt eine gewisse Lohn-Preis-Spirale. Auch mit weiterhin sehr hohen Energiekosten müssten alle klarkommen. Positiv hingegen sei die Rekordzahl von 46,1 Millionen Erwerbstätigen. Gleichzeitig würden viele Unternehmen nicht nur Fachkräfte, sondern inzwischen Arbeitskräfte überhaupt suchen.

Trotz aller Widrigkeiten schloss Kruse seine Rede mit einem optimistischen Appell: „Auch 2024 werden wir meistern – lassen Sie uns alle unseren Teil dazu beitragen.“

Für die weiteren Branchen sprachen bei den Aussichten 2024:

  • Hafenwirtschaft: Dr. Gaby Bornheim, Präsidentin | Verband Deutscher Reeder (VDR)
  • Handwerk: Hjalmar Stemmann, Präsident | Handwerkskammer Hamburg
  • Industrie: Matthias Boxberger, Vorsitzender des Vorstands | Industrieverband Hamburg e.V.
  • Medien: Klaus Ebert, Präsident | Allgemeiner Allgemeiner Hamburger Presseclub e.V. 

Fotos: Christian Ströder/AGA

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